.archiv 04/2015

Ausstellung Malerei

Vanessa von Wendt „Stühle im Geflecht“
Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern
16.04.2015 - 14.07.2015

Peter Fleischer-Harkort „…und ich versteh‘ euch auch nicht“
Fruchthalle Kaiserslautern
16.04.2015 - 14.07.2015

Vanessa von Wendt Malerei
Art Hotel Lauterbach Kaiserslautern

Ein besonderer Glücksfall für Kaiserslautern – Berliner Künstlerpaar mit drei Ausstellungen im Herzen der Stadt.

Zeitgleich zur Ausstellung „Stühle im Geflecht“ von Vanessa von Wendt im Theodor-Zink-Museum (Vernissage um 18:00 Uhr) eröffnet am Donnerstag, 16. April 2015, in der Fruchthalle die Ausstellung mit Gemälden von Peter Fleischer-Harkort unter dem Titel

„… und ich versteh‘ euch auch nicht“ (Vernissage 19:30 Uhr).

Gezeigt wird hier die „andere Hälfte“ einer bemerkenswerten Doppelausstellung des jungen Berliner Künstlerpaares, das schon aufgrund der ausgefallenen Titel neugierig macht.

Die schöpferische Tätigkeit des Malers ist einsam. Mit seinem Talent schafft er aus dem Kaleidoskop seiner Erlebnisse, Erinnerungen, Gefühle und Fantasie, ureigene künstlerische Gebilde, die er der Welt überlässt. Spannend ist von je her der Dialog zwischen den Künstlern selbst, die Deutung der Kunst des einen durch einen anderen Künstler. In Kaiserslautern führen „Stühle im Geflecht“ und „… und ich versteh‘ euch auch nicht“ einen subtilen Dialog zwischen Kunst und Kunst, der auch immer ein Dialog zwischen Kunst und Leben ist und damit auch uns betrifft.

Vanessa von Wendt (geb. 1984) und Peter Fleischer-Harkort (geb. 1980) sind sich im Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, in der Klasse von Markus Lüpertz begegnet, als dessen Meisterschüler sie im Jahre 2010 den Akademiebrief erhielten und ein gemeinsames Künstler- und Familienleben starteten. Während Vanessa von Wendt nach der Schule direkt den Weg zur Kunst einschlug, absolvierte Peter Fleischer-Harkort zunächst ein nichtkünstlerisches Studium. Eine Schlüsselrolle in seiner Entwicklung spielte Edmund Kieselbach, der ihn zum Malen ermutigte, bevor er schließlich den Schritt zum Kunststudium unternahm.

Nach der Akademieausbildung verbrachte das Paar ein gemeinsames Jahr in Herdecke. Auf dem Dachboden über der Wohnung wurde ein Atelier eingerichtet, in dem im Winter Außentemperatur herrschte. Gemalt wurde in Thermohose und mit Handschuhen, solange bis die Farben oder Finger einfroren, außerdem abwechselnd. Wer nicht malte, versorgte das inzwischen geborene Baby. Ein Arbeitsaufenthalt auf Mallorca schloss sich an, nunmehr zu viert, also Familienleben pur, mit allen wirklichen und vermeintlichen Beschränkungen einer künstlerischen Freiheit, die wir bei Künstlerpaaren so gerne aufspüren wollen. (Ich denke an die Ausstellung im Richard-Wallraf-Museum in Köln im Jahre 2008). Seit 2012 leben und arbeiten Vanessa von Wendt und Peter Fleischer-Harkort mit ihren Kindern in Berlin.

Emsig, fast übermenschlich fleißig malen die Beiden. In wenig mehr als einem halben Jahrzehnt haben sie Bilder für rund sechzig Einzel- und Paarausstellungen sowie Beteiligungen an Gruppenausstellungen in Deutschland und im Ausland geschaffen. Bereits als Akademieschüler nahmen Beide an Wettbewerben und Ausschreibungen teil. Jeder der Beiden hat inzwischen eine eigene unverkennbare Handschrift entwickelt.

„Zu zweit und für sich“ lautete der Titel einer Doppelausstellung (Kunsthalle Schlangenbad, 2009), der auch heute noch treffend das künstlerische Schaffen der beiden bezeichnet.

Die Bilder von Vanessa von Wendt zeigen ein bisweilen unüber-schaubares Geflecht von menschlichen Körpern und Objekten, oftmals eben „Stühle im Geflecht“ und setzen die reiche Brettstuhlsammlung des Theodor-Zink-Museums in ein neues Licht. Hier verbleiben die dargestellten Beziehungen zunächst einmal innerhalb der gemalten Bildwelten.

Die Arbeiten von Peter Fleischer-Harkort in der Fruchthalle sprechen eine andere Sprache.

„Das von Ihnen bestellte schöne Bild ist derzeit nicht verfügbar“

lautet der Titel der großformatigen Arbeit am Anfang der Ausstellung. Das Bild ist gleichsam die Visitenkarte und sagt uns, worum es dem Künstler nicht geht. Wer Wanddekoration, farblich passend zur Sitzgarnitur oder den Gardinen sucht, wird enttäuscht. Peter Fleischer-Harkort ist ein kritischer Beobachter der gesellschaftlichen Realität. Alles kommt auf den Prüfstand: die Paarbeziehung, die Männer-freundschaft, das Individuum, Leben und Tod, der schöne Schein der Konsum- und Modewelt. Bilder sind Seelenspiegel. Es liegt an uns, die Augen nicht zu verschließen und die großen Fragen zuzulassen: Was erwarten wir von der Kunst? Was erwarten wir vom Leben?

Hierüber wünschen wir uns eine intensive Debatte mit den Besuchern der Ausstellung und freuen uns darauf, das Abenteuer der Bild-betrachtungen gegen 20:30 Uhr auf Einladung von Sybille Lauterbach im Art Hotel Lauterbach gegenüber der Fruchthalle vor einer weiteren Auswahl kleinerer Arbeiten von Vanessa von Wendt beenden zu dürfen.

Vanessa von Wendt und Peter Fleischer-Harkort sind am Abend der Vernissagen anwesend.

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